Alltag

Im Winter 2005 hatte ich noch 2 kleine Hunde: Lotti und Putzi. Aber ich sehnte mich auch nach einem „großen“ Hund, der möglichst „unbehandelt“ bei mir einziehen sollte. Also suchte ich nach Züchtern der Rasse Magyar Vizsla Drahthaar (diese Rasse deshalb, weil ich von Babsi’s Keisha sehr begeistert war und mich Jagdhunde prinzipiell vom Wesen her sehr ansprechen). Nach einiger Zeit fand ich eine ganz liebe Züchterin in Ungarn, mit der ich auch intensiven Kontakt pflegte. Ich hatte mich sogar schon für einen bestimmten Wurf angemeldet und es war klar, dass im Sommer 2006 ein Vizsla-Baby einziehen wird.  Drei mal dürft ihr Raten: es kam wieder alles ganz anders als geplant!
Nachdem mein Putzi uns schon so früh verlassen musste, entstand ein riesiges Loch in unserer Familie – v.a. für Lotti. Trotzdem wollte ich die paar Monate noch abwarten, bis der Welpe einziehen würde. Aber bereits 1 Woche nach Putzi’s ableben, erzählte mir eine Freundin von einer drahthaarigen Vizslahündin, die von einem Jäger erschossen werden sollte und nun bei einer anderen Freundin in Pflege ist.

Mein damaliger Freund meinte dann, es sei ein Wink des Schicksals, dass genau so ein Hund, wie wir ihn haben wollten, nun nach einem neuen zu Hause sucht. Ja, irgendwie hatte er Recht und so bin ich täglich mit Dana spazieren gegangen und nach kurzer Zeit entschloss ich mich, sie ganz bei mir aufzunehmen, da sie so unkompliziert zu sein schien. Wieder falsch gedacht, denn nach ein paar Tagen der Eingewöhnung brachen die Verlassensängste kräftig aus. Alleine bleiben war schlicht nicht möglich! Dana kletterte wörtlich die Wände hoch in ihrer Verzweiflung mir nach zu kommen. Das war ein riesiges Problem, da ich schließlich Geld für die Brötchen verdienen musste. Einen Hundesitter konnte ich mir auf Dauer auch nicht leisten. Mit Hilfe von ein paar Freunden und meiner Tierärztin hat die Banane aber innerhalb von 4 Monaten gelernt, dass ich ganz sicher immer wieder heim komme.
Abgesehen von der massiven Trennungsangst zeigte Dana auch deutlich, dass sie keine schöne Vergangenheit hatte (aufgrund ihrer Papiere wusste ich nur, dass sie bereits auf 3 verschiedenen Plätzen war). Sie war förmlich gebrochen und ihre Augen sahen irgendwie „tot“ aus. Bei den Spaziergängen ging sie immer nur „bei Fuß“ und traute sich nicht einmal am Wegesrand zu schnuppern. Auch über einen am Boden liegenden Ast wollte sie nicht steigen. Die Couch wurde ihr offensichtlich ebenfalls auf brutale Art und Weise verboten, denn es dauerte 3 Wochen bis sie sich das erste Mal aufraffte um mit mir am Sofa zu kuscheln. Ein weiteres Problemchen war, dass sie meinem Ex-Freund nicht wirklich zuging, geschweige denn fremden Männern. Es war die pure Angst, die sich in Pippi’s Augen widerspiegelte, wenn ein Mann sie auch nur ansah! Ihren damaligen Namen „Gisi“, hätte ich gerne beibehalten, weil ich das irgendwie süß und passend fand. Ging leider nicht, denn sobald ich sie mit „Gisi“ anredete wurden die Augen wieder furchtvoll aufgerissen.
Mit viel Geduld und noch mehr Liebe hat Dana nach ca. einem halben Jahr den Weg ins Leben zurück gefunden. Sie holte ihre Jugend bei mir nach und entwickelte sich schließlich zu einer ziemlich souveränen Hündin, die sich mittlerweile auch von fremden Männern gerne den Po kraulen lässt!
Allerdings kam mit den neuen Freiheiten ihr unglaublicher Jagdtrieb zum Vorschein. Ich wusste schon, dass Jagdhunde selbstverständlich auch jagen gehen, aber, dass es SO ausarten würde (von innerhalb nur 1 Woche) – damit habe ich ehrlich nicht gerechnet. Theorie und Praxis sind halt 2 verschiedene Paar Schuhe. Kaum abgeleint – egal wo – war sie nicht mehr ansprechbar. Die Nase in der Höhe und mit irrem Blick sah ich sie immer wieder den Weg kreuzen. So konnte es ja nicht weitergehen! Monatelanger Leinenzwang mit viel Abruftraining war die Folge. Inzwischen kann ich mein Vischi bei den alltäglichen Wienerwaldrunden wieder frei laufen lassen. In sehr wildreichen Gebieten muss sie allerdings weiterhin angeleint bleiben. Damit können wir alle aber ganz gut leben!
Indoor ist Dana ein äußerst angenehmer Hund, der die meiste Zeit schlafend verbringt. Man merkt nicht mal, dass da ein Hund neben dem Sofa liegt – vorausgesetzt sie schnarcht nicht oder lässt eine ihrer stinkenden Gasbomben ab. *g*

Abschließend muss ich sagen, dass ich von allen Hunden, zu Dana die wohl intensivste Beziehung habe. Uns verbindet etwas ganz Besonderes – etwas, das mit Worten nicht zu beschreiben ist. Etwas, von dem ich nicht weiß woher das kommt.
„Seelenverwandtschaft“ trifft es wahrscheinlich noch am ehesten. (Was aber nicht heißt, dass ich die anderen nicht genauso lieb habe wie sie!)



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